Gewässerentwicklung braucht Fläche –
Hemmnisse und Lösungsansätze der Landentwicklung

Regionalkonferenzen bieten Forum für Wissensaustausch und neue Impulse

Bericht:

Dipl.-Ing. geod. Thomas Mitschang
stellv. Vorsitzender der DLKG

Auf Initiative des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz (MWVLW) fanden sechs Regionalkonferenzen unter dem Titel „Gewässerentwicklung braucht Fläche – Hemmnisse und Lösungsansätze der Landentwicklung“ statt.

Die Regionalkonferenzen wurden gemeinsam von der Akademie Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz (ALR), der Gemeinnützigen Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung (GFG), den Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR), dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz (LFU) und der Deutschen Landeskulturgesellschaft (DLKG) veranstaltet.

Im Fokus der Regionalkonferenzen stand die Bereitstellung von Flächenkorridoren zur Gewässerentwicklung. Zusätzlicher Flächenbedarf ist für eine eigendynamische, natürliche Entwicklung von Gewässern erforderlich, um die Gewässer in den von der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten chemischen und ökologischen Zustand zu versetzen. Darüber hinaus dienen solche Gewässerrandstreifen auch der Steigerung der Biodiversität, der Hochwasservorsorge und der Klimaregulierung. Die Hemmnisse bei der Flächenbereitstellung aber auch zielführende Lösungsansätze wurden diskutiert.

Der Auftakt fand im März im Dienstbezirk des DLR Mosel in Malborn-Thiergarten statt. Es folgten Veranstaltungen in Waldböckelheim (DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück), Koblenz (DLR Westerwald-Osteifel), Badem (DLR Eifel) und Hütschenhausen (DLR Westpfalz). Die veranstaltungsreihe endete am 11. Juli mit der Abschlussveranstaltung in Neustadt an der Weinstraße, in der Aula des DLR Rheinpfalz.

Wiederkehrende Vorträge schafften an jeder der sechs Veranstaltungen die Grundlage für Austausch und Diskussion. Den fachlichen Startimpuls setzte jeweils Steffen Zober, Geschäftsführer der GFG, indem er die Bedeutung und die Funktionen von Gewässerrandstreifen erläuterte und die maßgeblichen gesetzlichen Rahmenbedingungen aus wasserwirtschaftlicher Sicht darstellte. Er rief dazu auf, alle Möglichkeiten zu nutzen, um auf dem Weg vom Verschlechterungsverbot hin zum Verbesserungsgebot erfolgreich zu sein.

Christoph Linnenweber (LfU) stellte in seinem Fachvortrag die Rahmenbedingungen, Herausforderungen und Zielsetzungen der Gewässerentwicklung zur Stärkung der Klimaresilienz im ländlichen Raum vor. Als wesentlicher Erfolgsfaktor in diesem Zusammenhang nannte er die Bereitstellung von Flächen für die Gewässerentwicklung. Hierdurch könne ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung eines guten ökologischen und chemischen Zustands von Gewässern geleistet sowie die Hochwasser- und Starkregenvorsorge vorangebracht werden.

Welche Möglichkeiten und Instrumente die ländliche Bodenordnung für die Realisierung von Gewässerentwicklungsflächen bereithält, verdeutlichte Frau Kim Nobis von der Technischen Universität Darmstadt. Nutzungskonflikte an den Gewässern könnten in Bodenordnungsverfahren nachhaltig aufgelöst werden. Frau Nobis bewertete Stärken und Schwächen der verschiedenen Instrumente.

Beispiele aus der Praxis und aus den verschiedenen Regionen präsentierten anschließend Vortragende der Abteilungen Landentwicklung und ländliche Bodenordnung der DLR. Hier wurde ein breites Maßnahmenspektrum, von der Ausweisung notwendiger Gewässerrandstreifen, über die Schaffung von Voraussetzungen für die Errichtung dezentraler Rückhaltesysteme, die Umsetzung von Gewässerrenaturierungen bis hin zum Naturschutzgroßprojekt „Kranichwoog“ vorgestellt.

In vier Workshops wurden abschließend Hemmnisse aber auch Lösungsansätze rund um das Thema Flächenbereitstellung an Gewässern diskutiert. Der Teilnehmerkreis setzte sich aus den unterschiedlichsten Akteuren wie Grundstückseigentümern und Bewirtschaftern, Vertreter von Kommunen, der Behörden und des Naturschutzes sowie Planungsbüros zusammen.

Die Ergebnisse der Workshoparbeit wurden auf der Bundestagung der Deutschen Landeskulturgesellschaft vorgestellt. Diese fand vom 12. bis 14. Oktober 2022 in Koblenz unter dem Titel „Gewässerentwicklung braucht Fläche – Zukunftsfähige Landnutzung durch Ländliche Entwicklung“ in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung (ArgeLandentwicklung) und der Akademie Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz statt.

Als Vertreter des Landwirtschaftsministeriums RLP und der DLKG schloss Thomas Mitschang die jeweilige Regionalkonferenz. In seinem Fazit betonte er, dass der thematische Austausch unter den verschiedenen Teilnehmern der Regionalkonferenzen sehr gewinnbringend war. Die zielführenden und kreativen Ideen aus den Workshops würden weiterverfolgt werden. Schließlich sollten die erforderlichen Gewässerentwicklungskorridore möglichst zeitnah und weitgehend konfliktfrei realisiert werden.