Wandel in den Köpfen!?
Wie kann durch Veränderungsprozesse die Zukunft in strukturschwachen Räumen gestaltet werden?

33. Bundestagung vom 25. bis 27. September 2012 in Wetzlar, Hessen

Vom 25. bis 27. September 2012 fand in Wetzlar die 33. Bundestagung der DLKG statt. Das Thema der Tagung lautete: "Wandel in den Köpfen!? – Wie kann durch Veränderungsprozesse die Zukunft in strukturschwachen Räumen gestaltet werden?".

Rund 180 interessierte Teilnehmer konnten im mittelhessischen Wetzlar begrüßt werden. Die Tagung wurde in Zusammenarbeit mit der Akademie Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz und der Hessischen Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation veranstaltet.

Überalterung der Bevölkerung, Abwanderung junger Menschen in Metropolregionen, knapper werdende kommunale Kassen, damit einhergehender Leerstand, mangelnde Daseinsvorsorge und fehlendes ehrenamtliches Engagement sind Herausforderungen, die es schon heute in strukturschwachen ländlichen Regionen zu bewältigen gilt. Ziel muss es sein, bereits stattfindende Umbau- und Schrumpfungsprozesse im ländlichen Raum zu begleiten und wo notwendig Unterstützung zu leisten.

Eine Neuausrichtung bzw. Anpassung der Instrumente und Prozesse zur ländlichen Entwicklung erscheint unumgänglich. Ein Umsteuerungsprozess setzt aber ein neues Bewusstsein voraus: einen Wandel in den Köpfen – ein "change management".

In der dreitägigen Veranstaltung wurde gemeinsam mit den Tagungsteilnehmern die Neuausrichtung von LEADER, ILE, Dorfentwicklung und ländlicher Bodenordnung intensiv diskutiert.

Am Beginn der Tagung stand ein Vortrag von Herrn Landtagsabgeordneten Josef Ober aus dem Steirischen Vulkanland, Österreich: „Wie gestaltet man den Wandel? Gibt es erfolgreiche Änderungsprozesse? Mit seiner zentralen Botschaft: „Man entzünde Feuerwerke regionaler Wertschöpfungsprozesse!“, zeigte Herr Ober, wie mit Visionen und dem Instrument der Inwertsetzung ein Bewusstseinswandel stattfindet.

Herr Ober beschreibt sechs Stufen einer neuen „Politik der Inwertsetzung“. Der „Aufbruch zur Einzigartigkeit“ wurde an Beispielen aus dem steirischen Vulkanland erläutert:
1. Stufe: die Kunst des Zurückschauens – „Zurückschauen.“
2. Stufe: die Kunst des Annehmens – „Annehmen was ist.“
3. Stufe: die Kraft der Wertschätzung – „Würdigung des Bestehenden. Wert und Bedeutung entstehen nur durch Würdigung und Wertschätzung.“
4. Stufe: die Kraft der Vision – „Das Bestehende durch eine langfristige, visionäre Deutung verändern und damit eine zukunftsorientierte Bedeutung zu geben.“
5. Stufe: die Meisterschaft – „Der Vulkanland Weg. Mit Beharrlichkeit ans Ziel.“
6. Stufe: die Königsdisziplin – „Sei Du die Veränderung, die Du Dir von der Welt wünschst“

Dem Eröffnungsvortrag folgte die Übergabe des DLKG-Förderpreises an die Mitglieder des Vorstandes der Teilnehmergemeinschaft Kaub-Gutenfels und der Gemeinde Kaub für das vereinfachte Flurbereinigungsverfahren „Kaub-Burg-Gutenfels“. Nach der Laudatio durch Herrn Dipl. Ing. Thomas Mitschang überreichte der Vorsitzende der Deutschen Landeskulturgesellschaft, Herr Prof. Dr. Karl-Heinz Thiemann, die Auszeichnung an Herrn Bürgermeister Lachmann.

Eine Podiumsdiskussion mit den Tagungsreferenten, moderiert durch Herrn Prof. Lorig, rundete den ersten Tag ab. Neben Herrn Ober nahmen Frau Prof. Gerlind Weber/Universität Wien, Frau Andrea Soboth/Institut für Regionalmanagement Gießen, Herr Hermann Steubing/Kreisvorsitzender der Bürgermeister im Lahn-Dill-Kreis, Herr Andreas Grieß/Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft und Prof. Winrich Voß/Universität Hannover teil. Die herausgearbeiteten Kernthesen, wonach Veränderungen zuerst im Kopf beginnen, das Erhalten vor dem Neugründen stehen muss, Visionen gemeinsam mit der Bevölkerung zu erarbeiten sind und es einer ganzheitlichen ländlichen Entwicklung bedarf, bildeten zugleich die Überleitung zur Vortragsreihe des Folgetages.

Der zweite Tagungstag wurde mit einem Grußwort des Regierungspräsidenten Gießen, Herrn Dr. Lars Witteck, eröffnet. Herr Dr. Witteck ging insbesondere auf die Herausforderungen ein, vor denen die mittelhessische Region steht. Die Nachbarschaft zur Metropolregion Rhein – Main bietet der Region zugleich Chancen und Risiken.

Weitere Grußworte überbrachte der Vorsitzende der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft ArgeLandentwicklung, Herr Dr. Jürgen Buchwald. Wie unterschiedlich die Herausforderungen in einzelnen Regionen sein können, verdeutlichte Herr Buchwald am Beispiel des kleinen Ortes Friedrichsruhe in Mecklenburg-Vorpommern. Die Vortragsreihe des zweiten Tages eröffnete Frau Prof. Dr. Gerlind Weber von der Universität für Bodenkultur in Wien mit ihrem Vortrag „Aktuelle Herausforderungen für ländliche Räume – viel muss sich in den Köpfen ändern“.

Frau Prof. Dr. Weber berichtete von Widerständen gegen die Abkehr vom Paradigma des ständigen Wachstums ("weniger ist mehr"). Widerstand der entsteht, weil Steigerung der Lebensqualität immer mit wirtschaftlichem Wachstum verbunden wird. Schrumpfung dagegen gelte als Misserfolg. Folglich existiere großer Widerstand gegen die realistische Betrachtung des demographischen Wandels. Die Referentin thematisierte die mangelnde Einsicht in das Beziehungsgeflecht Innenentwicklung, Außenentwicklung, Zersiedelung und Niedergang der Nahversorgung. Nach ihrer Ansicht habe die Raumplanung kein Instrumentarium für die Gestaltung von Schrumpfungsprozessen. Ein begleiteter Rückbau müsse in den Gemeinden Planungsauftrag werden.

„Wandel in den Köpfen“ sollte zuerst bei denen beginnen, die den „Wandel einfordern.

Als Erfolgsbeispiel zeigte Herr Werner Klöckner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun (Vulkaneifel), in seinem Vortrag „Changeprozesse – Wie werden Betroffene zu Beteiligten? Bewusstseinsbildung bei visionärer Regionalentwicklung“, den Weg der Verbandsgemeinde Daun, die vor zwei Jahren den WEGE-Prozess (Wandel Erfolgreich Gestalten) startete.

Er erläuterte den heutigen Stand des Prozesses, der mit den „Dauner Thesen“ seinen Anfang nahm. Herr Bürgermeister Klöckner hob die Bedeutung einer ganzheitlichen ländlichen Entwicklung hervor und betonte, dass Innenentwicklung selbstverständlich vor Außenentwicklung gehen muss.

Wie bereits Herr Ober in seinem Vortrag vom Vortag, machte Herr Bürgermeister Klöckner deutlich, dass Veränderungen stets zuerst im Kopf beginnen. Es müsse eine Inwertsetzung durch Wertschätzung vorausgehen. Es bedarf einer attraktiven Vision sowie eines „Kümmerers“, der die Vision vorantreibt. Ferner würden „Botschafter“ des Wandels zum Beispiel im Ehrenamt benötigt und es sei wichtig, die Menschen „mitzunehmen“. Die Bürger müssen einbezogen werden, es gelte eine gemeinsame Sprache zu finden und in Bildern und Geschichten zu sprechen. Weiterhin sei es unverzichtbar, kurzfristige Erfolge sichtbar zu machen.

Der Frage, „Führt demografischer Wandel im ländlichen Raum zum Aussterben der Dörfer – wie gilt es zu reagieren?“, widmete sich Herr Prof. Dr. Winrich Voß in seinem Vortrag. Herr Prof Dr. Voß thematisierte die nach regionalen Stärken oder örtlichen Potentialen differenzierten Auswirkungen des demographischen Wandels. Der Bevölkerungsrückgang könne selbst durch Zuwanderung nicht ausgeglichen werden. In der Folge resultiere hieraus eine abnehmende Siedlungsdichte, Leerstand und dadurch Folge-/Investitionskosten (zum Beispiel für technische Infrastruktur) sowie Wertverluste von Immobilien. Jedes Dorf müsse seine Chancen selbst erkennen. Die Ortsentwicklung hänge entscheidend vom Einsatz und Engagement der Bürgerinnen und Bürger ab.

Mit seinem Vortrag, „LEADER im Wandel – Gibt es neue Chancen und Visionen mit LEADER in der Förderperiode ab dem Jahr 2014“, widmete sich Herr Andreas Grieß der Frage, welchen Beitrag das Instrument LEADER bei den Herausforderungen ländlicher Räume in der neuen EU-Förderperiode ab 2014 leisten müsse. Herr Grieß betrachtete dabei zunächst den derzeitigen Ansatz in Sachsen. Mit dem Grundsatz, Kooperation ist ein entscheidender Schlüsselfaktor, erfolge die kommunale Förderung in Sachsen nur noch innerhalb von LEADER. Zudem müsse mehr Verantwortung nach unten, also in lokale Aktionsgruppen verlagert werden. Dadurch können sich Regionen eigenverantwortlich Prioritäten setzen und somit regionale Identitäten nicht von administrativen Grenzen abhängig werden. Hinzu komme, dass die Regionen ein regionales Budget erhalten und Kommunen freiwillig auf Entscheidungskompetenz verzichten. Dies alles setze ein hohes regionales Engagement voraus, wäre aber zugleich auch Garant für den Erfolg. Herr Grieß machte deutlich, dass der Ansatz „eine Region – eine Strategie für lokale Entwicklung – eine lokale Aktionsgruppe – ein Regionalmanagement“ sich bewährt habe. Dieser Ansatz müsse daher auch in der neuen Förderperiode weiterverfolgt werden. Die größte Herausforderung wird es nach seiner Ansicht sein, dies mit den künftigen Zielen der EU in Einklang zu bringen.

Abgeschlossen wurden die Vorträge mit einer Podiumsdiskussion, moderiert von Herrn Dr. Buchwald.

Während der erste Vortragsblock insbesondere die Herausforderungen an den ländlichen Raum behandelte, wie diesen zu begegnen sei und wie man das Bewusstsein schafft, damit „Wandel in den Köpfen“ stattfinden kann, wurden im zweiten Vortragsblock Instrumente und Projekte vorgestellt.

Den Anfang machte Frau Susanne Schaab, Bürgermeisterin der Stadt Schotten, mit dem Vortrag „Demografie gestalten?! – Das Integrierte kommunale Entwicklungskonzept (IKEK) der Stadt Schotten“. Einführend informierte Frau Schaab kurz über die Stadt Schotten, die von vielen kleinen Stadtteilen und Dörfern geprägt sei und wenig Urbanität aufweise. Anschließend erläuterte sie die grundsätzlichen Beweggründe, die 2011 dazu geführt haben, die Dorferneuerung in Hessen neu zu strukturieren. So werde heute die Dorferneuerung mit einer gesamtkommunalen Zukunftsstrategie gekoppelt. Ziel sei es, im Hinblick auf den demografischen Wandel und die damit einhergehenden, im Verlauf der Tagung diskutierten Herausforderungen, kommunale Eigenverantwortlichkeit zu stärken, Engagement auf eine gesamtkommunale Ebene zu heben, Ortsteile zu vernetzen und Kirchturmdenken zu überwinden. Aus diesem Blickwinkel heraus wurde in 2011 das Pilotprojekt IKEK Schotten gestartet. Erarbeitet wurde das IKEK mit über 350 engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus 15 Stadtteilen, die innerhalb kurzer Zeit eine Entwicklungsstrategie samt lokalen Projektideen konzipiert hatten. Frau Schaab stellte heraus, dass der Mehrwert des IKEK über die reine Grundlagenschaffung für eine Förderung aus dem Dorferneuerungsprogramm hinausgeht. Sie betonte die Wichtigkeit des gemeinsamen Entwicklungsprozesses mit allen Stadtteilen, der es ermöglicht habe, eine gemeinsame Sicht auf Probleme und Stärken zu schaffen und das Interesse für die anderen und für ein gemeinsames Handeln zu wecken. Sie betonte wie wichtig die Stärkung des bürgerlichen Engagements sei, das unter anderem für eine hohe Akzeptanz von Projekten, unabhängig von Tages- und Parteipolitik sorge. Abschließend stellte sie fest, dass es im Prozess gelungen sei, lokale und gesamtkommunale Ebenen erfolgreich zu verknüpfen und der Erfolg des IKEK Schotten nun von der Umsetzung und Verstetigung abhänge.

Im Anschluss berichtete Frau Nina Lux vom Dienstleitungszentrum Ländlicher Raum Mosel in Ihrem Beitrag „Dorfinnenentwicklung und Flächenmanagement – Neue Wege mit Dorfwerkstätten der Zukunft“ über die Neuerungen in der Dorfflurbereinigung in Rheinland-Pfalz. Einleitend erläuterte Frau Lux die Situation in Rheinland-Pfalz, wo Dorfflurbereinigungen sehr stark nachgefragt werden. Daher müsse zunächst ermittelt werden, in welchen Orten eine besonders große Motivation der Bürger und ein hoher Erfolg zu erwarten sei. Wie auch beim hessischen IKEK laufen Pilotverfahren zur Erprobung von Projekten. Ausgehend von der neuen Dorfflurbereinigungsrichtlinie werden im Vorfeld von Dorfflurbereinigungen sogenannte Dorfwerkstätten eingerichtet. Diese laufen grundsätzlich nach dem „Bottom Up-Prinzip“ und werden von Planungsbüros moderiert. Dorfrundgang und Bestandserhebung dauern mindestens 2 Tage. Die Zielgruppe der interessierten Bürger, Vereine etc. sollte dabei mindestens 20 Personen umfassen. Frau Lux betonte die Notwendigkeit, möglichst alle Altersgruppen einzubinden, also auch Kinder, Jugendliche und Senioren. Am Schluss stehe eine sogenannte Machbarkeitsanalyse. Das Auswahlverfahren erfolge anschließend über einen "Dorf-Check“, der insbesondere planerische und bauliche Voraussetzungen, eine Einschätzung der Bürgermotivation und die Kofinanzierungsmöglichkeiten umfassen müsse. Frau Lux präsentierte die fünf Pilotgemeinden und machte deutlich, wie unterschiedlich die Prozesse abgelaufen seien. Als erstes Zwischenfazit betonte sie die Notwendigkeit, Teilnehmer für die Dorfwerkstatt zu werben, um alle zu erreichen. Dies sei zwar zwangsläufig mit einem höheren Aufwand für die Flurbereinigungsbehörden verbunden, allerdings könne aus den Teilnehmern der Dorfwerkstätten wertvolle Akteure für die Vorstandsarbeit von Teilnehmergemeinschaften gewonnen werden.

Als drittes Instrument stellte Herr Dirk Hadtstein vom Hessischen Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation in seinem Vortag, „Ländliche Entwicklungskonzepte mit räumlichem und thematischem Schwerpunkt – ein Mitwirkungsinstrument in der hessischen Flurneuordnung“, das seit 2008 in Hessen bestehende und mittlerweile etablierte Instrument SILEK vor. Herr Hadtstein erläuterte, dass sich SILEK im Gegensatz zu ILEK auf thematische und räumliche Schwerpunkte beschränke und auch als Vorplanung im Vorfeld von Verfahren nach dem Flurbereinigungsgesetz diene. Räumlicher Schwerpunkt bedeutet dabei die Begrenzung auf das Gebiet oder Teile einer Kommune. Die thematische Schwerpunktsetzung konzentriere sich auf Themenfelder mit Flächenbezug im Außenbereich ländlicher Kommunen, wie zum Beispiel Landwirtschaft und Agrarstruktur, Naturschutz und Landschaftspflege, Gewässerentwicklung oder Naherholung und Tourismus. Wie das ILEK wird das SILEK in einem moderierten Prozess, welcher im Schnitt 10 bis 12 Monate dauert, unter intensiver Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger und weiterer relevanter Akteure erarbeitet. Dies mache die besonderen Erfolgschancen von SILEK aus. Die aktive Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern, welche Gelegenheit bekommen, bestehende Interessen- und Nutzungskonflikte anzusprechen und gemeinsam konkrete und abgestimmte Maßnahmen zu deren Lösung zu erarbeiten, führe zu einer hohen Akzeptanz, fördere die Kommunikation, unterstütze das gegenseitige Verständnis und stärke letztendlich die lokale Identität. Idealerweise könnten SILEK-Prozesse als Initialzündung dazu beitragen, Bürgerinnen und Bürger zu motivieren sich in der anschließenden Umsetzungsphase zu engagieren und damit ein bürgerschaftliches Engagement zu verstetigen. Dies könne sich auch positiv auf die Beteiligung bei der Durchführung späterer Flurbereinigungsverfahren auswirken.

Im Anschluss an die Vorstellung der drei gelungenen Instrumente widmete sich Frau Andrea Soboth vom Institut für Regionalmanagement Gießen in ihrem Vortrag der Frage „Wandel in den Köpfen?! Wie können die neuen Ideen des Change Managements in den Prozessen LEADER, ILE, Dorferneuerung und Bodenordnung verankert werden?“. Frau Soboth stellte sich der Frage, ob die genannten Instrumente den ländlichen Gemeinden, hier beispielhaft für Rheinland-Pfalz, wirklich helfen. Dargestellt wurden die Wechselwirkungen zwischen den vielen Handlungs- und Problemfeldern, wie Daseinsvorsorge, Schule, Siedlungsentwicklung, freiwilliges Engagement usw. und die daraus erwachsenden Anforderungen. Sie erwähnte unter anderem die hohe Nachfrage nach Bodenordnungsinstrumenten aufgrund des ehemaligen Realteilungsgebietes, dass Dorfumbau notwendig sei, dass Innenentwicklung Vorrang habe und Teil des neuen Aufgabenverständnisses werden müsse. Zusammenfassend stellte Frau Soboth fest, dass die oben genannten Instrumente noch nicht optimal auf die veränderten und im Umfang zunehmenden Handlungsfelder ausgerichtet seien. Es müsse daher eine Neuausrichtung erfolgen, damit auch ganzheitliche Veränderungsprozesse initiiert und begleitet werden könnten. Anschließend widmete sich Frau Soboth der Frage ob „Change Management“ Möglichkeiten bietet, Veränderungsprozesse im ländlichen Raum anzustoßen und durchzuführen. Dabei berichtete sie von dem Prozess „WEGE-Wandel erfolgreich gestalten“, bei dem es genau darum gehe, das Instrument des „Change Managements“ zu erproben.

Eine Podiumsdiskussion am Ende der Vortragsreihe gab dem Auditorium die Möglichkeit, einzelne Sachverhalte und Fragestellungen mit den Referenten noch einmal zu vertiefen.

Herr Prof. Lorig spannte in seiner Zusammenfassung noch einmal den Bogen über die vielfältigen und vielschichtigen Aspekte im Zusammenhang mit einem „Wandel in den Köpfen“ und betonte, dass „change management“ über den Instrumenten der ILE stehe. Er machte deutlich, dass es keine Alternative sei, auf „Pixellösungen“ zu hoffen, bei denen ein Investor kommt und das Dorf rettet. Auch dürfe man sich nicht scheuen, darüber nachzudenken, "Dörfer zu schließen". Unabdingbar sei es jedoch, sich auf seine Stärken zu besinnen und von anderen zu lernen.

Ihren Abschluss fand die DLKG Bundestagung mit zwei Exkursionen am letzten Veranstaltungstag.

Die Exkursionen führten zum einen in die Leader-Region Oberhessen sowie zum anderen in die beiden benachbarten Leader-Regionen Lahn-Dill-Bergland und Lahn-Dill-Wetzlar.

Im Oberhessischen wurden Regionalentwicklungsprozesse und soziale Prozess im Dorf vorgestellt. Regionalmanager und aktive Bürger, sowie ein ehemaliger Pfarrer, stellten Projekte zum Thema Wohnen und Leben im Alter auf dem Land, den Aufbau eines Dorfladens, die Errichtung eines Waldkindergartens und das Projekt „Nachbarschaftsfamilie“ vor.

Bei der Exkursion in den Regionen Lahn-Dill-Bergland bzw. Lahn-Dill-Wetzlar ging es schwerpunktmäßig um die Themen Handwerk, Dienstleistungen und Projekte bürgerschaftlichen Engagements. In diesem Zusammenhang wurde eine mobile Mosterei zur Verarbeitung regionalen Streuobstes besichtigt. Weitere Exkursionsziele waren eine Schreinerei, die helfen soll Jugendliche in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Besichtigt wurde ein vormals marodes Freibad, das durch bürgerschaftliches Engagement zu einem Naturerlebnisbad umgebaut wurde.